Weibliche Geschäftsführerinnen sind in Österreich noch immer rar. Eva ist eine von ihnen und gibt zum Weltfrauentag 2023 als Leiterin von Studio Ideenladen Einblick in ihre Erfahrungen. Ihre Forderung: Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, um eine Gleichstellung zu ermöglichen.
Krems an der Donau (AT) – 8. März 2023. Der kürzlich erschienene „AK FrauenManagementReport" 2023 der Arbeiterkammer zeigt es deutlich: Österreich hinkt in Sachen Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen noch immer hinterher. Mit nur 10,5 Prozent weiblichem Anteil in den Geschäftsführungen ist Österreich im Europavergleich eines der Schlusslichter. „Alleine durch Quoten werden wir dieses Ungleichgewicht nicht beheben können“, sagt Eva Kaufmann, Geschäftsführerin bei Studio Ideenladen GmbH. „Was wir brauchen, ist eine Verbesserung der Rahmenbedingungen: bessere Ausbildung, Förderung der Talente bereits in der Schule, mehr Kinderbetreuungsplätze und adäquate sowie gleichberechtigte Karenzmodelle. Für alle sollten gleiche Bedingungen herrschen,“ so die 32-jährige Niederösterreicherin. Als Beispiel für das Ungleichgewicht nennt Kaufmann kollektivvertragliche Rahmen, die nicht auf die modernen Anforderungen abgestimmt seien – wie etwa bei den Sonderurlaubsregelungen: „Warum erhält ein männlicher Mitarbeiter für einen Umzug drei Urlaubstage und bei der Geburt seines Kindes nur einen Tag? Hier wird nicht berücksichtigt, dass sich auch die Rolle der Männer verändert hat. Deshalb gleiche ich das in meinem Unternehmen an – unabhängig von diesen vertraglichen Rahmen.“
Seit 2016 leitet Eva Kaufmann gemeinsam mit Sebastian Streibel die Kremser Werbeagentur Studio Ideenladen, wobei ihre interne Rolle weit über jene der Geschäftsführerin hinausgeht: „Ich leite die Bereiche Branding und Grafikdesign, bin aber auch Projektmanagerin, betreue unsere Langzeitkund/innen und kümmere mich um buchhalterische Tätigkeiten.“ Nach ihrem Studium für Medientechnik an der FH St. Pölten stieg sie bei Studio Ideenladen ein – damals trug die Agentur noch den Namen Media Services.
Dass die Geschäftsführung bei Studio Ideenladen geteilt ist, sieht sie als Vorteil: „Es ist einfacher, eine Firma gemeinsam zu tragen und Entscheidungen in Abstimmung zu treffen. Außerdem ergänzen wir uns charakterlich: Ein Teil ist eher impulsiv, der andere mehr abwägend.“ Zwei vermeintliche Gegensätze, die in der Praxis ideal harmonieren, wie der Erfolg und die lange Kund/innen-Liste der Agentur zeigen.
In den sieben Jahren als Geschäftsführerin hatte Eva Kaufmann das Glück, nie mit Vorurteilen oder Diskriminierungen konfrontiert worden zu sein. Dennoch ist sie sich dessen bewusst, dass sich in Österreich noch vieles ändern muss, um mit alten Konventionen und Vorurteilen aufzuräumen: „Als Frau muss man manchmal stärker kämpfen als ein Mann, um ernst genommen zu werden. Hat eine Frau dann eine bestimmte Führungsebene erreicht, wird sie als ‚bissig‘ abgestempelt, während ein Mann bei selbem Verhalten als ‚selbstbewusst‘ geachtet wird.“
Doch Eva Kaufmann beobachtet auch Positives in den vergangenen Jahren: „In der Werbebranche war das Problem nie so akut wie in anderen Bereichen, auch wenn die Führungspositionen auch hier großteils männlich besetzt sind. Wir beobachten jedoch in letzter Zeit einen Anstieg an selbstständigen Frauen, die als Einzelunternehmerinnen tätig sind. Mit Social Media als Berufsfeld hat sich hier einiges verändert.“
Was rät eine Frau in einer Führungsposition nun anderen Frauen, die dies ebenfalls erreichen möchten? „Wir sollten uns gegenseitig mehr unterstützen und selbstbewusster an unsere Aufgaben herangehen. Nicht immer alles zerdenken und die Dinge manchmal ein bisschen gelassener sehen“, so Eva Kaufmann. „Und stellenweise sollten wir uns selbst fragen: Woher kommt diese Einstellung, dieses Vorurteil oder dieser Umstand? Denn wenn man den Ursprung kennt, kann man etwas verändern.“